Rückblick 2017

Zeitgenössische Positionen – 2. Symposium 2017
Dr. Susanne Schwertfeger

Das 30-jährige Jubiläum des Künstlerhauses in Neumünster war Anlass für das zweite Internationale Keramiksymposium. Viel hatte sich verändert seit 1987, und ein Stillstand war auch 2017 nicht in Sicht. Die Veranstaltung sollte daher nicht nur der Reflektion der Vergangenheit, sondern auch als Ideenschmiede für die kommenden Jahre genutzt werden. Beide Aspekte fanden sich im Programm des Tages und den geladenen Sprecherinnen und Sprechern wider. In ihrer Keynote berichtet die Kuratorin Wendy Gers aus Frankreich über unterschiedlichste Fördermodelle, innerhalb wie außerhalb Europas. Sie ging der Frage nach, wie Institutionen bestmöglich unterstützen können, ohne dabei in starren Konzepten zu verharren. Sie stellte verschiedene Formate vor, die als best practice gelten können.

Ihr Beitrag zeigte auf, dass dazu einer finanziellen und organisatorischen Zuwendung von staatlicher Seite bedarf, die Raum für solche Formate bietet – und auf Nachhaltigkeit angelegt ist: Es reiche nicht aus, nur punktuelle Angebote im Anschluss an das Studium oder die Ausbildung zu schaffen.

Ein praktischer Workshop des Bildhauer Johannes Nagel aus Halle bot im Anschluss Einblick in die Bandbreite der künstlerischeren Auseinandersetzung mit keramischen Materialien. Er demonstrierte dem Publikum seine künstlerische Aneignung von Formen und Gefäßen. Es folgten kurze Impulsvorträge von ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten, u.a. Tana West (Großbritannien), Iva Kukurić (Tschechien) oder Pablo Ponce (Niederlanden). An viele der so noch einmal präsentierten Positionen konnte sich das Publikum noch lebhaft erinnern, da die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger ein konstanter Teil des Konzeptes ist. Anhand ihrer Erfahrungen während des Gastaufenthaltes in Neumünster, vor allem aber an den darauffolgenden Entwicklungen wurde deutlich, welchen wichtigen Beitrag die Residency-Zeit in Neumünster für die künstlerische Position und das Fortkommen innerhalb der Ausstellungsszene, dem Stipendienwesen wie auch dem Kunstmarkt darstellt. Gleichzeitig wurde aber auch klar, wie sehr gerade junge Kunstschaffende auf solche Möglichkeiten zur Förderung angewiesen sind.

Dieses Thema stand auch im Fokus bei der anschließenden Debatte, in der u.a. Anders Petersen, Vorsitzender des BBK-Landesverband Schleswig-Holstein, über die Förderung von Künstlerinnen und Künstlern aber auch die Perspektiven für das Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster mit den geladenen Kunstschaffenden und dem engagierten Publikum diskutierte. Gemeinsam endete das Symposium mit einem Rundgang durch die in der Papierfabrik gezeigte Ausstellung “Made in Neumünster”, in der Arbeiten aus allen Jahrzehnten des Bestehens des Künstlerhauses gezeigt wurden. Das Symposium bot so nicht nur Raum und Gelegenheit, die Geschichte des Künstlerhauses zu feiern. Es zeigte auch einmal mehr den hohen aktuellen Stellenwert des Stipendiums innerhalb der Kunstszene, sowie die Notwendigkeit, die Finanzierung des Hauses über die bisherigen befristeten Intervalle hinaus zu sichern.